Sexuell übertragbare Krankheiten sind Infektionskrankheiten, die oftmals ohne Symptome verlaufen und schwerwiegende Spätfolgen mit sich bringen können. Kostenfreie, anonyme und vertrauliche Beratungs-und Aufklärungsangebote sind daher, auch in Zeiten der Corona-Pandemie, notwendig und wichtig. In Mainz bietet normalerweise das Gesundheitsamt Mainz-Bingen kostenfreie Sprechstunden sowie Testungen an.
Das Gesundheitsamt Mainz-Bingen, welches bereits seit 1989 zu sexuell übertragbaren Krankheiten berät, ist dabei mit 1.500 bis 2.000 HIV Tests jährlich die größte Teststelle im gesamten Rhein-Main-Gebiet.
Daher ist es umso gravierender, dass HIV-Sprechstunden, Sprechstunden für weitere sexuell übertragbare Krankheiten sowie HIV Antikörper-, Hepatitis B und C sowie Syphilis-Testungen bis auf Weiteres entfallen. Laut AIDS-Hilfe Mainz werden Sprechstunden bereits seit Oktober 2020 nicht mehr angeboten. Nicht zuletzt aufgrund gleichbleibender hoher Ansteckungszahlen mit sexuell übertragbaren Krankheiten, sondern auch aufgrund der Stigmatisierung des Themas müssen anonyme und unbürokratische Beratungsangebote unbedingt aufrechterhalten werden. Insbesondere finanziell benachteiligte Menschen oder nicht-geoutete Menschen sexueller Minderheiten sind dringend auf das niedrigschwellige, kostenlose und anonyme Testangebot des Gesundheitsamtes angewiesen.
Thomas Becker, AIDS-Hilfe Mainz:
“Das kostenlose und anonyme Testangebot für sexuell übertragbare Krankheiten ist seit vielen Jahren ein wichtiges, stark genutztes und zentrales Angebot der öffentlichen Gesundheitsvorsorge in Mainz. Auch während der Pandemie breiten sich sexuell übertragbare Krankheiten weiter aus. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Sprechstunden wieder angeboten werden.”
Auf Anfrage der Stadtratsfraktion Piraten & Volt in der Sitzung des Stadtrates am 24.03.2021, seit wann und warum Testungen sowie Sprechstunden nicht mehr stattfinden und wann sie wieder aufgenommen werden, teilte die Stadt Mainz lediglich mit, man könne die Frage nur mit dem Gesundheitsamt gemeinsam beantworten, sodass die Antwort erst zum nächsten Stadtrat, Ende April 2021, vorliegen wird. Eine Verzögerung von fünf Wochen bedeutet dabei, dass ungefähr 150 Menschen ein anonymer und kostenfreier Test auf HIV verwehrt bleibt. Menschen, die sich vertraulich und anonym beraten lassen möchten, werden von der Stadt Mainz und dem Kreis Mainz-Bingen schlichtweg allein gelassen.
Sascha Kolhey, Piraten & Volt:
“Wir sind uns der aktuellen Lage der Gesundheitsämter bewusst, erkennen die Leistung der Mitarbeiter*innen, die dort täglich ihr Bestes geben, um uns alle durch die Pandemie zu helfen, an. Dennoch machen sexuell übertragbare Krankheiten keine Corona-Pause. Wir fordern die Stadt Mainz auf, dem Gesundheitsamt Mainz-Bingen die notwendige personelle und finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, damit sich Menschen so schnell wie möglich wieder anonym, kostenfrei und sicher beraten und testen lassen können.”
Bild von Anna Shvets auf pexels.com
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